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Leben Menschen im Tiny House nachhaltiger?

Das Tiny House ist schon fast zum Sinnbild für einen nachhaltigen Lebensstil geworden. Kleines Haus = kleiner ökologischer Fußabdruck, so die Annahme. Eine US-Forscherin hat sich genau mit der Frage beschäftigt, ob das Leben im Tiny House nachhaltiger ist. Die Antwort überraschte sie selbst.

Minimalismus liegt im Trend

Der Tiny-House-Trend und der Hype um Marie Kondo haben bei vielen Menschen den Wunsch nach einem einfacheren und freieren Leben nach dem Prinzip „Weniger ist mehr“ geweckt. Weniger Besitz soll nicht nur frei machen, sondern tut auch unserem Planeten gut. Die US-Forscherin Maria Saxton hat nun untersucht, ob das Leben auf kleinstem Raum tatsächlich zu einem nachhaltigen Leben führt. Dazu hat sie 80 Bewohner von Minihäusern in den USA nach ihren Gewohnheiten befragt und ihren individuellen ökologischen Fußabdruck vor und nach dem Einzug berechnet.

Ist das Leben im Tiny House nachhaltiger?
Minihaus Shark Arch – Design: Humble Hand Craft

Der ökologische Fußabdruck wird im Tiny House fast halbiert

Saxton fand heraus, dass die Tiny-House-Besitzer ihren Fußabdruck im Schnitt um sage und schreibe 45 Prozent reduzierten. Natürlich verbraucht das Leben in einem kleinen Haus automatisch weniger Energie, und es ist viel weniger Platz für Konsumgüter. Das Leben im Tiny House ist also allein schon wegen der kleineren Wohnfläche nachhaltiger.

Überraschend war für die Forscherin, dass die befragten Menschen automatisch auch in anderen Lebensbereichen einen nachhaltigeren Lebensstil entwickelten. Sie aßen mehr regionale Produkte, bauten teils eigenes Gemüse an, und fuhren umweltfreundlichere Autos als zuvor. Sie verursachten weniger Müll und achteten mehr auf Mülltrennung. Und das galt selbst für diejenigen, die sich nicht aus ökologischen Gründen für ein Tiny House entschieden hatten. Es scheint also irgendeinen Zusammenhang zwischen Minimalismus und umweltfreundlichem Verhalten zu geben. Maria Saxton weist aber darauf hin, dass nicht alle neuen Verhaltensweisen der Bewohner etwas mit dem Tiny House zu tun haben müssen. Zum Beispiel fuhren manche Menschen vielleicht nur deshalb weniger Auto als vorher, weil sie pensioniert wurden.

Autarke Wohnformen in der Wildniss
Minihaus Shark Arch – Design: Humble Hand Craft

Nicht alles ist im Tiny House nachhaltiger

Doch obwohl die meisten Befragten im Tiny House grundsätzlich nachhaltiger lebten, galt das nicht für alle Lebensbereiche. Manche Bewohner gingen nach dem Umzug häufiger essen, einfach weil das Kochen in einer Miniküche frustrierend sein kann. Andere verzichteten auf Mülltrennung, weil sie zu wenig Platz für mehrere Mülleimer hatten. Manche hatten von ihrem Tiny House aus einen längeren Anfahrtsweg zur Arbeit oder verreisten mehr als vorher.

Wichtig ist auf jeden Fall, auch die negativen Folgen eines Lebens auf kleinstem Raum zu erforschen. Nur so können Designer Lösungen entwickeln, etwa größere Küchen und platzsparende Konzepte zur Mülltrennung. Weil das Leben im Minihaus aber insgesamt einen positiven Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck hat, sollten veraltete Gesetze angepasst werden, die einen Umstieg aufs Tiny House erschweren, schreibt Maria Saxon. Sie sind nach wie vor eine Nische, während die Mehrzahl der Amerikaner in übergroßen Häusern lebt. Deren Bau verursacht enorm viele Treibhausgase, und sie verdrängen immer mehr Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Wann das Wohnen im Tiny House nachhaltig ist, haben wir übrigens in diesem Artikel zusammengefasst, und Tipps zur autarken Stromversorgung im Tiny House geben wir hier.

Tiny House recyceltem Holz
Minihaus Shark Arch – Design: Humble Hand Craft

Zukunftsweisende, nachhaltige Architektur?

Wir berichteten im Lilli Green bereits viel über Tiny Houses und befassen uns dabei vor allem mit den Nachhaltigkeitsaspekten und Baumaterialien der Minihäuschen. Hier finden Sie eine Auswahl der Artikel:

Biophilic Design – So bauen Sie lebendige Tiny Houses

Minihäuser nachhaltig einrichten – 7 großartige DIY-Tipps für Tiny Houses

Solar-Autarkie für Tiny Houses und Eigenheime: So geht‘s!

Tiny House zum selber bauen – das autarke Containerhaus “Gaia”

Ökologisch Wohnen – wie nachhaltig sind Tiny Houses wirklich?

Tiny House zum Selber Bauen

Naturnah und Autark: Schlichtes Minihaus aus recyceltem Holz

Tiny Houses über Wasser – Amsterdamer Brückenhäuschen werden zum Minihotel!

Das Silohaus als Tiny House – Architekt Jan Körbes im Interview

Die Ecocapsule kommt – Autarkes Wohnen im eiförmigen Mini-Haus

Tigín – nachhaltige Tiny Houses aus Hanffasern

1 Kommentar

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag zum nachhaltigen Leben in Tiny Houses. Interessant, dass viele aber nicht alle Menschen nach einem Umzug in ein Tiny House nachhaltiger leben. Wir wollen ein Modulhaus aus Holz bauen und legen Wert darauf, damit unser Leben etwas nachhaltiger zu gestalten.

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